01|2024 FAST 11.000 TIERE WURDEN IM ZUGE VON NATURSCHUTZMAßNAHMEN BEREITS GERETTET UND UMGESIEDELT
Es geht voran auf dem zukünftigen Gelände der Landesgartenschau. Die Ellwanger Bürgerinnen und Bürger können die Fortschritte auf der Baustelle sogar aus der Ferne sehen: die großen Erdhügel, die neu gestalteten Jagstschlaufen oder die eingeschotterte Parkfläche unter der B290. Was dabei gerne aus dem Blick gerät sind die vielen kleinen und sehr kleinen Lebewesen auf dem Landesgartenschaugelände.
21 Fisch-, 6 Muschel-, 39 Vogel- und 12 Fledermausarten kommen regelmäßig auf dem Gebiet zwischen Schießwasen und Schrezheim vor, dazu noch verschiedene Reptilien und Amphibien wie Ringelnattern und Molche. Ramona Baur ist bei der LGS Ellwangen 2026 GmbH Projektleiterin für den Artenschutz und beschäftigt sich damit „wie diese Artenvielfalt geschützt und erhalten werden kann. Diese Frage steht bei uns vor jedem nächsten Schritt auf der Baustelle im Raum.“
Im vergangenen Jahr setzte die LGS GmbH in Zusammenarbeit mit beratenden Büros viele kleinere und größere Maßnahmen um, damit die Eingriffe in diese Lebensräume durch die Bauarbeiten so geringe Auswirkungen wie möglich haben. So wurden bei der Trockenlegung des Mühlgrabens und der Absenkung der Jagst knapp 10.000 Fische abgefischt und 2.200 Muscheln geborgen und an anderer Stelle in der Jagst wieder ausgesetzt. „Hier arbeiten wir eng mit dem ‚Büro am Fluss‘ aus Wendlingen am Neckar zusammen“, so Baur, „die uns nicht nur bei der Abfischung sondern auch bei der Amphibienumsiedlung an der Eiswiese unterstützt haben.“ Da Teile der Eiswiese künftig dem Campingplatz zugeschlagen werden und die Fläche des Biotops näher an die Jagst heranrückt, sammelten ca. 25 Ehrenamtliche während der Amphibienwanderung im Frühjahr fast 4.500 Molche und Frösche dort ein und setzten sie in neuen Habitaten aus. Unterstützung erhielt das Büro am Fluss bei den Abfischungen und der Bergung der Muscheln von den örtlichen Angelvereinen.
Für die Fledermäuse und Vögel, die durch die Baumfällarbeiten teilweise ihre Quartiere und Brutmöglichkeiten verloren haben, wurden insgesamt 160 Nistkästen aufgehängt, die unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum (Juze) Ellwangen und Ellwanger Schulen entstanden sind. Zudem baute das Juze zehn Greifvogelansitzstangen, die im Gelände aufgestellt wurden.
Auch bei den unausweichlichen Baumentnahmen wird auf die Weiterverwendung der Materialien geachtet. „Die gefällten Bäume bleiben im Gelände, unter anderem als Uferbefestigung in sogenannten Engineered Log Jams“, führt Baur aus. Bei dieser ingenieurbiologischen Sicherungsbauweise werden Stämme ähnlich natürlichen Anschwemmungen zur Definierung von Uferzonen eingebaut. Alternativ werden die Stämme in den geplanten Totholzpyramiden und -lagern genutzt, die bis zum Start der Landesgartenschau erstellt werden. Die Hölzer mit Hohlräumen bieten in Zukunft wiederum verschiedenen Tier-, Pflanzen- und Insektenarten neuen Lebensraum.
Wo es möglich war, wurden große Bäume umgepflanzt, acht Stück wurden mit einem Spezialgerät auf Basis eines 40 Tonners ausgehoben und im Gelände an anderer Stelle wieder eingesetzt. Zudem werden 1.000 neue Bäume als Hochstämme auf dem gesamten Gelände gepflanzt, wobei die Stecklinge und Gehölzpflanzungen für den Auwald im Uferbereich des neuen Jagst noch gar nicht mitgerechnet sind. Hier werden es tausende junge Bäume sein, die im Areal wachsen werden.
Sämtliche Maßnahmen zum Natur- und Artenschutz sind Teil des Genehmigungsverfahrens zur Jagstumgestaltung und werden vom Ellwanger Büro „Stadtlandingenieure“ koordiniert und begleitet. Mit diesen Maßnahmen soll der Übergang von der kanalisierten zur naturnahen Jagst für die Natur so schonend wie möglich gelingen. Baur ist überzeugt: „Nach Abschluss der Bauarbeiten haben Tiere, Pflanzen und Insekten ein riesiges Biotop rings um die Jagst. Die neu gestaltete Jagstaue wird ein großer Gewinn für Ellwangen und die Natur!”
Ehrenamtliche Unterstützung bei der Absammlung der Amphibien.
Sogar die 3-jährige Lena half mit.
Entlang des Zauns wurden Eimer im Boden versenkt, aus denen die Tiere dann abgesammelt wurden.
Muschelsuche am Flussgrund.
Auch mehrere Abfischungen wurden durchgeführt.
Ein Molch.
Auch Ringelnattern wurden umgesetzt.
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